Projektbeschreibung

raumclip – ein Projekt von Georg Kühn. Dokumentarphotographie mit Faible für »tristesse deluxe« und Räume aus gerahmten Lichtbildern.

burnslide
Georg Kühn (*1967 in Mannheim) hat in den neunziger Jahren an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg Freie Kunst und Visuelle Kommunikation studiert.
Seither baut er Rauminstallationen aus Projektionen. Eigene Bildwelten kombiniert er mit eigenen Soundtracks oder arbeitet mit Musikern, darstellenden Künstlern, DJs und ganzen Orchestern zusammen:

»Meine Quelle ist die experimentelle Dokumentarphotographie, mein Werkzeug und Filter ist der Kodakcarouselprojektor von Hans Gugelot und die Kamera, in die ich nach wie vor auch Diafilm lade. Ich erstelle photographisches Material und verdichte es zu Rauminstallationen oder Serien, die ich mit Musik oder Geräusch unterlege. So entsteht eine Mischform, die ich »Raumclip« nenne und die oft mit einer Armada von Projektoren und entsprechendem Bildgewitter einhergeht. Atmosphärisch ist die alte, analoge Technik in der Lage, authentische Lichtsituationen zu reproduzieren. Inhaltlich nutze ich diese Fenster um meinen künstlerischen Ansatz des Dokumentierens von staubigen Stellen, obsoleten Zonen und glanzloser Poesie zu vermitteln. Ich zeige »Leftovers«, Zeugen einer harmloseren Epoche und des ewigen Verfalls. Rührende Beweise menschlichen Gestaltungswillens, absurde Eingriffe, heiter gescheitert.

Durch Dichte und Größe des Materials entstehen dennoch oft rauschhafte Installationen, die gleichzeitig verstörenden und versöhnenden Charakter haben. Sie zeigen meine ambivalente Beziehung zur seltsamen Zivilisation: eine filtrierte Bestandsaufnahme, die im technischen Modul »Lichtraum« die Erosion aber auch das Idyll visualisiert. Teil der Forschung ist, mentale Defekte und Wahrnehmungsstörungen durch technische Eingriffe und Sabotage zu simulieren. So wird die plumpe Animation des Standmotivs zur knappesten Form bewegten Bildes, mit entsprechender Aktivierung des Betrachtungsapparates.

Für die freie Belegung mit dem Lichtbild eignen sich kunstferne Räume und die nächtliche Öffentlichkeit mindestens ebenso sehr wie der klassische Kunstkontext. Solche projizierten Eingriffe haben oft propagandistischen Charakter, allein die klare Botschaft fehlt. Weder soll belehrt noch verführt werden.

Der Abgesang auf die analogen Medien hat selbstverständlich auch mein Ohr erreicht und natürlich arbeite ich auch mit Rechnern, Digitalphotographie und Videobeamern. Die mobile Installation »Signalwege« und der Film »Good Bad Ems« wäre ohne diese Technik ebenso wenig entstanden, wie diese Webseite. Hier zeigen sich aber auch die Grenzen der Darstellung: eine Rauminstallation muss man besuchen, sie für einen Computermonitor oder gar ein Telephondisplay aufzubereiten ist annähernd vergebens.«